
5 sehr leichte und praktische Stative fürs Reisen

Warum sollte man ein Stativ vermeiden wollen, dieses wichtige, traditionelle Zubehör für scharfe Fotos und ruhige Videos?
- Weil Stative unterwegs und auf Reisen hinderlich sein können, dabei schwer, voluminös und in der Handhabung umständlich sind.
- Weil Stative nicht auf jedem Untergrund stehen können.
- Weil Stative oft zu langsam sind und darum wertvolle Chancen verpassen lassen.
Auf keinen Fall möchte ich das Stativ verdammen, diesen soliden, treuen Begleiter der Fotografie seit fast 200 Jahren. Es ist immer noch unentbehrlich für lange Stand-by Situationen, für Langzeitbelichtungen, für extrem lange Brennweiten, in Varianten von leichtem Reisestativ bis zum schweren Video-Stativ.
Aber hey, die Zeiten haben sich geändert. Der Mensch von heute ist extrem mobil, und auch die Fototechnik hat sich rasant entwickelt und vieles einfacher gemacht.
Darum muss man nicht den ganzen Tag ein Stativ dabei haben, um es dann erst gegen Abend bei wenig Licht aufzubauen. Hier ist das Stativ natürlich in seinem Element, aber für die vielen Stunden davor oder sogar später gibt es Lösungen, die einfach und flexibler sind und verblüffend gut funktionieren! Diese bieten noch dazu neue Möglichkeiten und überraschender Perspektiven, die mit einem behäbigen Dreibein-Stativ gar nicht möglich sind.
1. Schnell selbstgemacht: Der Bohnensack als Reisestativ
Ein kleiner Sack, gefüllt mit - na ja, statt Bohnen sind es heute kleine Plastikkugeln. Der Effekt ist überzeugend, weil sich der Sack seiner Auflage und auch den Kameramaßen perfekt anpasst. Egal welcher Untergrund, überall liegt er satt auf. Genauso liegt auch die Kamera samt Objektiv fest auf. Wenn der Sack groß genug ist, lässt er sich knicken, dann kann man die Kamera in beliebigen Aufnahmewinkeln vertikal ausrichten. Simpel und praktisch.
Für die Auflage des Bohnensacks gibt es keine Grenzen: auf Steinen, im Gras, auf Ästen - überall. Weil die Kamera aber starr aufliegt, sind horizontale Schwenks für Videos nicht möglich. Man kann nicht alles haben. Oder doch? Dazu später.
Eine interessante Variante des Bohnensacks ist übrigens der Ballpod in der Größe eine Apfelsine. Hier wird die Kamera nicht aufgelegt, sondern fest über ein Schraubgewinde mit dem Ballpod verbunden. Der Vorteil liegt in der Möglichkeit variabler Aufnahmewinkel, unabhängig von der Auflage.

2. Klingt größer, als es ist: Der Gorillapod
Der Name könnte missverstanden werden, denn der Gorilla ist groß und stark, dieses handliche Dreibein Gadget aber eher klein und grazil. Dem Gorilla traue ich das Stemmen kleiner Felsen zu, dem Gorillapod aber nur geringeres Kamera-Gewicht. Was beide wohl gemeinsam haben, ist die Fähigkeit, sich geschickt an Ästen oder Gegenständen zu klammern.
Der Gorillapod hat drei flexible, kurze Standbeine, mit denen er sich auf jeder Oberfläche abstellen oder an Gegenständen befestigen lässt. Ein gediegenes System mit den unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten.

Der Unterschied zum Tischstativ liegt in den beliebig verstellbaren Beinen, die dem Gorillapod seine vielseitigen Möglichkeiten geben. Für wirklich schwere Kameras und Objektive aber ist er wohl zu grazil. Er ist eben kein Gorilla.
Eine interessante Variante ist der „Little Elephant“ von Xhia in der Größe eines Tischstativs. Zwar lassen sich seine Beine (es sind sogar vier) nicht um Äste schlingen, dafür sind sie sehr variabel in ihren Einstellungen und machen es möglich, die Kamera extrem stabil an den ruppigsten Plätzen zu platzieren. Es ist schon beeindruckend, dass im weiten Feld des Fotozubehörs immer wieder einmal eine pfiffige Idee erscheint, die sich von der Masse abhebt. Das kleine Elefantenbaby gehört dazu.

3. Wenn es schwer wird: Klemm-, Sauf-, Magnet-Systeme
Das sind praktische Möglichkeiten, einen soliden Kugelkopf an entsprechend geeigneten Plätzen zu befestigen und sogar schwerere Kameras zu platzieren. Allerdings wird man damit immer auf der Suche nach Befestigungs-Möglichkeiten sein, das ist der Preis für eine Stabilität im Kleinstformat.
- Das Klemmstativ eignet sich zur Montage an Ästen, Rohren, Kanten.
- Mit dem Saugstativ kann man glatte Oberflächen als solide Basis nutzen, die Stabilität kann hier beachtlich sein.
- Das Magnetstativ für Metall-Oberflächen ist eine weitere gediegene Variante für die Platzierung der Kamera mit ungewöhnlichen Perspektiven.
Die Tragfähigkeit dieser nützlichen Helfer ist beachtlich, vorausgesetzt sie werden auf einer für ihre Technik geeignete Fläche eingesetzt.

4. Schießen aus der Hüfte: Das Steadify als Reisebegleiter!
Früher oder später musste es mal erfunden und schließlich hier erwähnt werden: Stabilität aus der Hüfte, für Foto und Video fast aller Größen und Gewichte. Das Prinzip ist die Kombination des eigenen Körpers mit den Funktionen des Steadify. Seine flexible Basisplatte liegt eng an der Hüfte, wo man es kaum spürt. Auf ihr ruht über einen flexiblen Kugelkopf ein beliebig ausziehbarer Monopod, aktiviert in Sekunden.
Ganz am Ende nimmt eine Universalgabel jede Objektiv- und Kameragröße auf, wahlweise lässt sich auch ein Kugelkopf mit Schnellverschluss oder ein Videokopf aufsetzen. Die Kombination mit einem elektronischen Gimbal bietet sogar die perfekte Alternative zur aufwendigen Steadycam, mit der Video-Kameras schwerelos und stabil geführt werden.
Die Vorteile des Steadify liegen nicht nur in seinen kleinen Abmessungen, dem geringen Gewicht, der Stabilisierung, der Geschwindigkeit der Aktivierung. Es ist auch die plötzliche Schwerelosigkeit der Kamera als neue Dimension des Fotografierens und Filmens. Der ausgezogene Monopod und die eigenen Arme bilden ein stabiles Dreieck, das Gewicht wird fast komplett über die Hüfte kompensiert. Man muss es einmal selbst erleben: mit der neuen Schwerelosigkeit im endlosen Stand-by auf den entscheidenden Moment zu lauern, oder die weichen Video-Schwenks, die hohe Beweglichkeit unter den widrigsten Bedingungen. Da kann das traditionelle Dreibein-Stativ nicht mehr mithalten.

5. Das leichteste Stativ auf Reisen: Dein Körper!
Eine Hand greift die Kamera, die andere ruht darunter als Auflage. Beide Arme stützen sich angewinkelt auf die Brust, der Kamerasucher ruht eng am Kopf - und schon hat man eine drei-Punkt-Abstützung ähnlich wie das Dreibein-Stativ. Die simple Technik funktioniert in vielen Positionen - stehend, sitzend, hockend.
Wenn man den Körper zusätzlich anlehnt, hat man eine Stabilität, die für die meisten Situationen völlig ausreicht. Für ruhige, weiche Video-Schwenks dreht man einfach den ganzen Oberkörper in dieser Position. Für den Slider-Effekt genügt ein sanfter Schritt seitlich oder nach vorn, ein konventionelles Stativ kann das nicht.

Welches leichte Stativ wirst du auf deiner nächsten Reise ausprobieren?
Es gibt sie also, eine universelle Lösung für buchstäblich mehr Leichtigkeit in der Fotografie und im Film. Und die bringt letztlich auch die besseren Resultate.
Nochmal: das traditionelle Dreibein-Stativ bietet, je nach Konstruktion, gute bis optimale Stabilität. Für viele Situationen aber gibt es gediegene Methoden, die dem Stativ sogar überlegen sind.